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Studie: COVID-19 offenbar mit Diabetes assoziiert

Nach einer Infektion mit dem Coronavirus sind wohl insbesondere Männer einem erhöhten Diabetes-Risiko ausgesetzt. Das stützen nun Studienergebnisse aus Kanada.

(Vancouver, 19.4.20239 -  Ob sich eine Infektion mit SARS-CoV-2 auf das Risiko einer Diabetes-Erkrankung auswirkt, wurde bereits in zahlreichen Studien untersucht. Nun wurden populationsbasierte Daten aus Kanada veröffentlicht: Auch sie legen nahe, dass COVID-19 mit Diabetes assoziiert sein könnte (JAMA Open Net 2023, online 18. April).

Die Studienergebnisse beruhen auf den Daten von 629.935 Erwachsenen (medianes Alter 32 Jahre), die zwischen Januar 2020 und Dezember 2021 mittels PCR-Test auf eine Coronavirus-Infektion getestet wurden.

Personen mit prävalentem Diabetes und aus Langzeitpflegeeinrichtungen wurden in der Studie nicht berücksichtigt. 125.987 der getesteten Personen hatten ein positives Corona-Testergebnis, 503.948 ein negatives.

Diabetes nach COVID: Evaluation ab Tag 30 nach PCR-Test

Während eines medianen Follow-up von 257 Tagen erkrankten 2472 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer an Diabetes. 608 von ihnen waren im vorherigen Studienzeitraum mit dem Coronavirus infiziert gewesen (0,5 Prozent), 1864 von ihnen nicht (0,4 Prozent).

Blutzuckerspiegel-bedingte Ereignisse, die in den 30 Tagen nach der Probenentnahme für den PCR-Test auftraten, wurden in der Studie nicht berücksichtigt, weil sie möglicherweise durch akute Entzündungsreaktionen, Medikamente (insbesondere Glukokortikoide) und Stress (Zytokinsturm) entstanden sein könnten, erklären die Autorinnen und Autoren in ihrer Publikation.

Die Diabetes-Inzidenz war, wie auch in bisherigen Studien, mit einer vorherigen COVID-19-Erkrankung assoziiert: Die Inzidenz pro 100.000 Personenjahre lag in der COVID-19-Gruppe bei 672,2 Vorfällen (95 % CI, 618,7-725,6) und damit signifikant höher, als in der Kontrollgruppe (508,7 Vorfälle, 95 % CI, 485,6-531,8). Das Risiko, an Diabetes zu erkranken, war in der COVID-19-Gruppe um den Faktor 1,17 (HR, 95 % CI, 1.06-1.28) erhöht.

Männer entwickeln nach Corona-Infektion eher Diabetes

Einige Personengruppen hatten nach COVID-19 ein besonders hohes Diabetes-Risiko:

  • Männer hatten in der Studie ein signifikant höheres Risiko, nach einer Corona-Infektion einen Diabetes zu entwickeln (aHR 1,12; 95 Prozent CI, 0.99-1.27). Bei den Frauen war das Risiko hingegen nicht signifikant erhöht. So betrug der Anteil der Diabetes-Fälle, die bei den Männern auf die COVID-19 zurückzuführen waren, 4,75 Prozent, bei der Gesamtpopulation hingegen 3,41 Prozent. Dass Männer nach einer COVID-19 eher ein erhöhtes Risiko für Diabetes haben, legten nach Angabe der Studienautoren bereits die Ergebnisse zuvor publizierter Studien nahe.
  • Personen mit schwerem COVID-Verlauf: Auch die Assoziation, dass Personen, die einen schweren Infektionsverlauf durchgemacht haben, ein höheres Diabetes-Inzidenzrisiko haben, hatten die Forscher erwartet. In ihrer Studie erkrankten Männer und Frauen nach Hospitalisierung oder intensivmedizinischer Betreuung häufiger an Diabetes, als jene mit einem leichten Infektionsverlauf.

Und: In der Studie war nur das Risiko für einen nicht insulinabhängigen Diabetes nach COVID signifikant erhöht, nicht aber für einen insulinabhängigen. Das Forscherteam gibt zu bedenken, dass dies möglicherweise auf eine sehr kleine Zahl an insulinabhängigen Diabetes-Fällen in ihrer Studie zurückzuführen sei.

Das könnte die Assoziation erklären

Noch sei nicht eindeutig geklärt, welche pathophysiologischen Mechanismen den Zusammenhang zwischen COVID-19 und Diabetes erklären, schreiben die Autorinnen und Autoren. Es gebe jedoch einige Ansätze: Es wurde in anderen Studien bereits nachgewiesen, dass SARS-CoV-2 Pankreas-β-Zellen direkt infizieren und die Apoptose induzieren könne.

Dadurch könnte das Coronavirus möglicherweise die Insulinsekretion im Pankreas beeinflussen. Darüber hinaus könnten proinflammatorische Reaktionen im Fettgewebe die Typ-2-Diabetes-Progression vorantreiben.

Quelle: https://www.aerztezeitung.de/