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Schützt die feste Partnerschaft im Alter vor Blutzuckerentgleisungen?

Verheiratet zu sein oder in einer festen Partnerschaft zu leben war in einer großen englischen Longitudinalstudie mit einer besseren glykämischen Kontrolle bei Nichtdiabeteskranken assoziiert. Ob die Ehe glücklich war, schien bei dem schon etwas älteren Kollektiv erstaunlicherweise kaum eine Rolle zu spielen.

(17.3.2023) - Einen festen Partner oder eine Partnerin zu haben, könnte sich aus diabetologischer Sicht besonders für Menschen lohnen, die das 50. Lebensjahr überschritten haben.

Die Gesundheitsforscherinnen Katherine Ford von der Universität Luxemburg und Annie Robitaille von der Universität Ottawa haben die Daten einer englischen Longitudinalstudie (ELSA, English Longitudinal Study of Ageing) ausgewertet und sind zu folgenden Ergebnissen gekommen (BMJ Open Diab Res Care 2023; online 6. Februar): Bei insgesamt 3335 Teilnehmenden im Alter zwischen 50 und 89 Jahren konnten sie zeigen, dass der HbA1c-Wert bei Verheirateten (auch eine feste nicht eheliche Partnerschaft zählte) im Mittel um 0,21 Prozent niedriger lag als bei nicht Verbandelten.

An den Resultaten änderte sich auch nichts, wenn man Personen ausschloss, die im Lauf der Studie einen manifesten Typ-2-Diabetes entwickelt hatten.

Geringeres Risiko für Prädiabetes

Eine feste Beziehung schien laut Ford und Robitaille außerdem vor einem Anstieg des HbA1c-Werts über den Grenzwert für Prädiabetes (mit 5,7 Prozent angegeben) zu schützen. Im Verlauf der Studie waren insgesamt 44 Prozent derjenigen mit ursprünglich normalen HbA1c-Werten über diese Schwelle gerutscht. Bei den Verheirateten war die Wahrscheinlichkeit jedoch um 57 Prozent niedriger als bei den Nichtverheirateten.

Das Ergebnis setzt sich zusammen aus Messungen, die in drei Wellen zwischen 2004 und 2013, jeweils im Anschluss an eine ausführliche Befragung durchgeführt wurden. Berücksichtigt waren potenzielle Einflussfaktoren wie Alter, Einkommen, BMI, Depressionen, Rauchen und körperliche Aktivität, außerdem war mit eingeflossen, ob das Paar Kinder, weitere Familienmitglieder oder Freunde hatte und inwieweit sie sich durch diese unterstützt oder gestresst fühlten.

Stabile Beziehung als Schutzfaktor?

Psychischer Stress steht seit Langem im Verdacht, das Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes zu erhöhen. Eine stabile Beziehung kann laut Ford und Robitaille einerseits als Puffer dienen, indem psychische Coping-Mechanismen dazu beitragen, stressbedingte entzündliche Prozesse abzumildern.

Auf der anderen Seite sei es jedoch auch denkbar, dass sich die psychischen Belastungen einer unglücklichen Ehe kontraproduktiv auf die Blutzuckerregulation auswirkten.

In der vorliegenden Studie schien Letzteres nicht der Fall zu sein. Die beiden Wissenschaftlerinnen hatten die Teilnehmenden gezielt befragt, ob sie ihren Partner oder ihre Partnerin als Stütze oder Stressfaktor betrachteten. Die Antworten hatten überraschenderweise keinen nennenswerten Einfluss auf das Ergebnis.

Quelle: https://www.aerztezeitung.de/