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Diabetes: Zwei Typen sind nicht genug

Die Einteilung in Typ 1 und Typ 2 scheint beim Diabetes nicht auszureichen. Berücksichtigt man mehrere Faktoren zur Entstehung und zum Verlauf der Erkrankung, ergeben sich viel mehr Subgruppen. Dies könnte schon im prädiabetischen Stadium von Bedeutung sein.

(17.3.2023) - Die neue Einteilung des Diabetes mellitus in Subtypen orientiert sich an einer Reihe von Faktoren, die auf die Erkrankung in unterschiedlichem Maße Einfluss nehmen, erklärte Dr. ­Oana-­Patricia ­Zaharia von der Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. Dazu gehören:

  • Alter zu Krankheitsbeginn
  • Übergewicht
  • Immunstatus
  • genetische Vorbelastung
  • entzündliche Vorgänge
  • Betazellfunktion
  • Bedarf einer Insulintherapie

Der klassische Typ-1-Diabetes fällt weiterhin klar unter die Kategorie Autoimmunerkrankung. Finden sich Antikörper gegen Glutamatdecarboxylase, spricht man auch von einem schweren autoimmunen Diabetes (severe autoimmune diabetes, SAID).

Beim bisherigen Typ 2 gibt es inzwischen Clustereinteilungen, die sich nach dem Phänotyp richten:

  • schwerer insulindefizienter Dia­betes (severe insulin-deficient diabetes, SIDD)
  • schwerer insulinresistenter Dia­betes (severe insulin-resistant diabetes, SIRD)
  • milder/moderater altersabhängiger Diabetes (mild/moderate age-related diabetes, MARD)
  • milder/moderater übergewichtsabhängiger Diabetes (mild/moderate obesity-related diabetes, MOD)

In der Deutschen Diabetes-Studie werden Faktoren untersucht, die den Verlauf der Erkrankung beeinflussen. Die Teilnehmer sind sowohl frisch diagnostizierte Diabetiker als auch gesunde Kontrollpersonen. Ziel ist es, sie metabolisch zu phänotypisieren (z.B. über Tests zu Insulinsekretion/-sensitivität, Glukosetoleranz), Komplikationen zu identifizieren und das Risiko für einen Progress zu erfassen.

Komplikationen unterscheiden sich abhängig vom Cluster

In einer Zwischenauswertung von 1.105 Patienten dominierte mit 35 % der Typ MARD, gefolgt vom MOD mit 29 %. 22 % hatten einen SAID, 12 % einen SIRD und nur 2 % einen SIDD. Die Analyse von Komplika­tionen im ersten Jahr ergab, dass Nephro­pathien vor allem Patienten mit SIRD und MARD betrafen, distale sensorimotorische und kardiale autonome Neuropathien in erster Linie diejenigen mit SIDD.

Unter einer erektilen Dysfunktion litten vor allem Männer mit SIRD, SIDD und MARD. Im Vergleich zu allen anderen Gruppen hatten SAID-Patienten das geringste kardio­vaskuläre Risiko. Bei Menschen mit SIRD ließ sich eine genetische Veranlagung für lipotoxische Vorgänge und eine erhöhte Neigung zur nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung nachweisen. Die Forscher hoffen, dass diese Ergebnisse zu einer Präzisierung der individuellen Therapieoptionen beitragen.

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