Skip to main content

Diabetes zeigt sich oft auch an den Händen

Diabetes mellitus gilt als Risikofaktor für Erkrankungen der Hand. Registerdaten zufolge ist die diabetische Hand weit verbreitet – und umfasst mehr Diagnosen als lange angenommen.

(Malmö, 8.3.2023) - Unter dem Begriff „diabetische Hand“ werden traditionell Diagnosen wie Triggerfinger, Steifigkeit der Hand- und Fingergelenke und Morbus Dupuytren versammelt. Neuere Studien deuten darauf hin, dass diese Definition möglicherweise zu eng gefasst ist.

Eine Analyse von mehr als 50.000 schwedischen Diabetespatienten untermauert die Vermutung (BMJ Open Diab Res Care 2022; online 19. Januar). Außer Triggerfinger und Dupuytren traten bei den Erkrankten auch Karpal- und Kubitaltunnelsyndrom und eine Arthrose des ersten Carpometacarpalgelenks (CMC-1) signifikant häufiger als in der übrigen Bevölkerung auf.

Höhere Prävalenz als in der Normalbevölkerung

Die Verbreitung der fünf genannten Diagnosen war mithilfe der umfassenden schwedischen Krankheitsregister bei 1,1 Millionen erwachsenen Einwohnern untersucht worden, darunter 6.800 Typ-1- und 49.400 Typ-2-Diabetiker. Jede der untersuchten Diagnosen hatte im ausgewerteten Zeitraum (von 2004 bis 2019) bei Männern wie Frauen mit Typ-1- wie mit Typ-2-Diabetes eine höhere Prävalenz als in der übrigen Bevölkerung.

Am stärksten fiel die Prävalenzsteigerung beim schnellenden Finger aus, von den Typ-1-Diabetikerinnen waren 14 Prozent betroffen, mehr als neunmal so viele wie bei Frauen ohne Diabetes. Nervenkompressionssyndrome waren, ähnlich wie der Morbus Dupuytren, bei Diabetikern drei- bis viermal so häufig wie im Rest der Bevölkerung. Die geringste Zunahme zeigte sich bei der Arthrose im CMC-1-Gelenk.

Triggerfinger bei Typ-1-Diabetikerinnen sehr häufig

Die Inzidenzen pro 10.000 Personenjahre waren ebenfalls für alle fünf Diagnosen und unabhängig von Geschlecht und Diabetestyp erhöht – ausgenommen einzig die Arthrose des Daumensattelgelenks bei männlichen Typ-1-Diabetikern. Die höchste Inzidenz hatte mit rund 100 Fällen pro 10.000 Personenjahren der Triggerfinger bei Frauen mit Typ-1-Diabetes, eine achtmal so hohe Rate wie bei Nichtdiabetikerinnen.

Aufgrund dieser und vorausgegangener Untersuchungen sollte „die Entität der diabetischen Hand sowohl Kompressionsneuropathien wie das Karpaltunnel- und das Sulcus-ulnaris-Syndrom als auch Erkrankungen mit eingeschränktem Bewegungsumfang wie Triggerfinger und Morbus Dupuytren und eventuell auch CMC-1-Arthrose beinhalten“, so die Studienautoren um Matthias Rydberg von der Universität in Malmö. Wenn man Patienten mit Handproblemen und Diabetes untersuche, solle man die erhöhten Prävalenzen dieser Erkrankungen im Hinterkopf haben.

Advanced Glycation Endproducts als Ursache?

Worauf die Häufung dieser Diagnosen beruht, lässt sich bisher nur vermuten. Für die Nervenkompressionssyndrome wird unter anderem spekuliert, dass die Ablagerung von Advanced Glycation Endproducts (AGE) in Nerven und umgebendem Gewebe die Blutzufuhr zu den Nerven limitiert und dadurch die Schwelle senkt, ab der eine Einklemmung Beschwerden verursacht.

Auch die Pathogenese von Triggerfingern und Dupuytren könnte durch AGE, die sich in den Palmarfaszien oder in den Sehnenscheiden ansammeln, gefördert werden. Die Entstehung der CMC-1-Arthrose steht möglicherweise mit dem bei Typ-2-Diabetikern weitverbreiteten Übergewicht in Zusammenhang.

Quelle: https://www.aerztezeitung.de/